Im Jahr 2020 sind es fast 1 000 Züge, die jeden Tag im luxemburgischen Schienennetz verkehren. Ben gehört zu den Lokführern, die die Reisenden sicher ans Ziel bringen. Er erzählt uns von seinem Alltag, von seiner Ausbildung und davon, was er am meisten an seinem Beruf schätzt.
Der vielfältige Alltag des Lokführers
Ben, du bist Lokführer. Wie sieht dein Arbeitstag aus?
Als Lokführer ist kein Tag wie der andere. Auch wenn alles immer mit derselben ersten Etappe beginnt: Ich muss mich mit den Zügen, die ich fahre, vertraut machen. Wenn ich die Züge geprüft habe, habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder übernehme ich den Zug am Bahnhof oder ich muss ihn erst noch vorbereiten.
Das hängt vom Tag und meiner Arbeitszeit ab. Und dann … fahre ich!
Was heißt das, du musst „den Zug vorbereiten“?
Alle Züge müssen getestet werden und das beginnt mit dem Sicherheitssystem. Wir müssen prüfen, ob alles ordnungsgemäß läuft. Dafür ist der Lokführer verantwortlich. Es gibt nämlich eine Reihe obligatorischer, wiederkehrender Tests, die wir vor jeder Strecke durchführen müssen. Zum Beispiel den Bremstest.
„Ich bin glücklich in diesem Beruf, auch wenn ich an Feiertagen arbeiten muss.“
Also keine Routine bei deiner Arbeit?
Genau. Wenn du Teil der Reserve bist und noch keinen festen Fahrplan hast: Es ist immer eine ziemliche Überraschung. Du wirst zu jedem beliebigen Zeitpunkt des Tages eingesetzt. Wir haben zum Beispiel Teams, die um 3 Uhr morgens beginnen.
Jeder sieht darin Vor- und Nachteile. Ich habe sechs Jahren im Privatsektor von „8-17 Uhr“ gearbeitet. Und das möchte ich heute auf keinen Fall mehr. Mittlerweile hatte ich die Chance, bei der CFL einen festen Arbeitsplan mit Arbeitszeiten zu bekommen, die sich nicht zu oft ändern.
Ich bin mit dieser Arbeitsstelle sehr zufrieden. Auch wenn ich manchmal am Wochenende oder an Feiertagen arbeiten muss.
Wie organisiert man sein Privatleben bei wechselnden Arbeitszeiten?
Man organisiert es halt, und vor allem: Man passt sich an. Wenn man eine Familie oder ein verständnisvolles Umfeld hat, dann hilft das natürlich. Und ich habe sehr viel Glück, was das betrifft. Ich spiele sogar in einer Blaskapelle. Sie sehen also: Man kann sogar Hobbys haben (er lacht).
Okay, das ist kein üblicher Arbeitsplatz; er verlangt Flexibilität. Manchmal fange ich mittags an zu arbeiten, manchmal auch erst um 22 Uhr. Aber wenn man es erst einmal gelernt hat, seine Arbeitszeiten zu managen, schätzt man diese Art zu leben.
„Dreieinhalb Jahre war ich Teil der Reserve.“
Der Anfang eines Lokführers oder die „Pflicht der Reserve“
Als Berufsanfänger kommt man also automatisch in die Reserve?
Ganz genau. Sobald wir unsere Ausbildung abgeschlossen haben, werden wir Teil der Reserve. Und am Anfang – Achtung: Haben wir nur einen festen Ruhetag pro Woche. An allen anderen Tagen kann man theoretisch immer eingesetzt werden. Die Arbeitszeiten ändern sich häufig. Einen Tag fängt man im Morgengrauen an, am nächsten Tag erst mittags. Das kann einem chaotisch erscheinen, aber es bleibt immer alles im Rahmen und unser Personalstatut wird eingehalten.
Eine kurze und selektive Ausbildung
Wie wird man Lokführer, was muss man tun?
Oh, das ist schon lange her. Ich erinnere mich, als ich meine Bewerbung eingereicht habe, waren wir mehrere Bewerber, die sich einem Auswahltest unterziehen mussten. Man musste unter anderem einen Sprachtest bestehen, an einem Rekrutierungstag mit Einstellungsgespräch teilnehmen und man hatte einen Termin bei einem Psychologen und einem Arbeitsmediziner.
Erst, wenn man so weit gekommen war, kam die eigentliche Ausbildung. Sie dauert, wenn ich mich richtig erinnere, 9 Monate. Das ist nicht besonders lang. Sie startet im Ausbildungszentrum am Standort der CFL und in der Praxis. Und dann lernt man sehr schnell Zugfahren.
Hattest du also während der gesamten Ausbildung theoretischen und praktischen Unterricht?
Ja, genau. Als Erstes braucht man Grundkenntnisse, um zu verstehen, was man praktisch macht. Aber das geht sehr schnell. Ich glaube, nach ungefähr einem Monat theoretischem Unterricht waren wir bereits in der Lage, mit der praktischen Ausbildung zu beginnen.
Danach wurde auch die theoretische Ausbildung immer spezifischer. Vom Aufbau des Zuges ging es weiter mit Sondersignalen, dann wurde über Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen gesprochen, mit denen wir in unserem Beruf in der Praxis konfrontiert werden könnten.
Welche Eigenschaften sind für diese Stelle notwendig?
Man muss absolut flexibel und verantwortungsbewusst sein. Man übernimmt wirklich sehr viel Verantwortung. Genauigkeit und Ernsthaftigkeit sind unerlässlich. Wenn die Arbeitszeit früh beginnt, kann man am Abend vorher nicht feiern oder ein Gläschen trinken. Das ist in unserem Beruf ein eisernes Gesetz. Dessen muss man sich von Anfang an bewusst sein.
„Ich bin für meine Arbeit und die Menschen im Zug verantwortlich.“
Der Lokführer ist auf sich selbst gestellt.
Muss man als Lokführer teamfähig sein?
Nicht wirklich. Das mag ich übrigens auch an meinem Beruf. Wenn ich in meinem Führerstand bin, dann bin ich allein und für meine Arbeit und vor allem für die Reisenden in meinem Zug allein verantwortlich.
Man arbeitet nur selten mit Kollegen zusammen. Nur bei Dienstbeginn oder bei der Ablösung. Aber während der Arbeit hat man nicht viel Kontakt zu den anderen.
Du hast über Verhaltensweisen in bestimmten Situationen gesprochen … Welchen Zwischenfällen begegnest du auf deiner Strecke?
Stellt euch vor, da ist irgendwas auf dem Gleis: Ein Baum ist auf die Schienen gefallen und der Zug muss anhalten. Dann muss man die Leute beruhigen können. Solche Zwischenfälle mögen sie gar nicht. Und gleichzeitig muss ich als Lokführer beim Stellwerk nachfragen und verstehen, was da nun genau passiert, damit ich weiß, wie ich vorgehen muss.
Was hast du besonders von deiner Ausbildung im Gedächtnis behalten?
Ich erinnere mich, dass ich in Ausbildung für die Fahrerlaubnis war, um im deutschen Schienennetz fahren zu dürfen. [Anm. d. Autors: Ben hat eine Auslandsfahrerlaubnis bestanden, um aus der Reserve in einen festen Fahrplanmodus zu wechseln]. Da haben mich einige Menschen sehr beeindruckt.
Einer der Trainer wusste zum Beispiel so viele Dinge und hat sich ungemein für seine Auszubildenden eingesetzt. Ich bewundere diese Ausbilder: Sie engagieren sich enorm für uns und kümmern sich um uns. Ich muss sagen, sie beeindrucken mich.
Ich denke, auch sie tragen viel dazu bei, in uns den Sinn für die Verantwortungen bei unserer täglichen Arbeit zu wecken.
Nehmen Sie wie Ben das Steuer für Ihre nächsten Karriere bei der CFL in die Hand: https://www.jobscfl.lu/conduite-des-trains/
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