Tausende von Reisenden nutzen jeden Tag das luxemburgische Schienennetz. Viele Menschen mit unterschiedlichsten Berufen sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Dazu zählen auch die Zugbegleiter. Wir haben uns mit Myriam getroffen, die seit eineinhalb Jahren als Zugbegleiterin arbeitet. Gut gelaunt und voller Begeisterung erzählt sie uns von ihrem Alltag.

Ein lebhafter und durchgetakteter Alltag

Myriam, du bist Zugbegleiterin. Worin bestehen deine Aufgaben?

Meine Aufgabe ist es, die Kunden sicher und pünktlich zu ihrem Zielort zu begleiten. So einfach ist das.

Kannst du uns mit ein paar Worten einen typischen Arbeitstag beschreiben?

Morgens, wenn ich meinen Dienst beginne, erkundige ich mich, in welchen Zügen ich eingesetzt werde. Ich prüfe, ob auf den Strecken Baustellen angekündigt sind oder ob irgendwelche speziellen Durchsagen für die Reisenden gemacht werden müssen, usw.

Dann begebe ich mich zu meinem Zug, um mich dem Zug vertraut zu machen und mit dem Lokführer über mögliche Änderungen zu sprechen.

Ich helfe den Fahrgästen beim Einsteigen und beantworte ihre Fragen.

Nach jedem Halt des Zuges muss ich kontrollieren, ob alle Bedingungen für die Erlaubnis der Weiterfahrt erfüllt sind. An der Endstation übernimmt eine Kollegin oder ein Kollege – meine Ablösung – den Zug. Und ich habe noch Zeit, mich mit ihnen auszutauschen.

Nach Feierabend trage ich in ein Formular ein, was sich im Tagesverlauf ereignet hat: eventuelle Probleme mit dem Zugmaterial, Zwischenfälle usw. Das ist eine Art Debriefing, um die zuständigen Abteilungen über eventuell notwendige Reparaturen oder Reinigungen zu informieren.

“Die Leute sind überrascht”

Letztendlich gleicht kein Tag dem anderen …

Meine Tage sind sehr abwechslungsreich. Ich habe selten den gleichen Dienstplan. Heute zum Beispiel beginne ich um 11:58 Uhr und habe um 18:56 Uhr Feierabend.

Unsere Arbeitszeiten werden von Woche zu Woche neu festgelegt, allerdings weiß ich im Voraus, wann ich frei habe. Erst morgens erfahre ich, mit welchen Zügen ich fahre, wann ich Pause habe usw. Ich mag dieses System sehr, da kommt keine Routine auf. Wenn ich beispielsweise nachmittags arbeite, kann ich morgens meine Einkäufe erledigen.

Wenn man über deinen Beruf spricht, was überrascht die Öffentlichkeit dann am meisten?

Die Leute schauen mich immer mit großen Augen an, wenn ich ihnen sage, dass ich dafür zuständig bin Bremstests durchzuführen oder das ordnungsgemäße Funktionieren der Zugtüren zu überprüfen! Sie sind immer wieder überrascht, weil sie sich nicht vorstellen können, dass das zu unseren Aufgaben gehört.

Welche Vor- und Nachteile hat dein Beruf?

Ein Zugbegleiter muss unbedingt Kontakt zu Menschen mögen. Es ist eine Herausforderung, sie jeden Tag an ihr Ziel zu bringen, auf ihre Sicherheit zu achten, aber auch darauf, dass sie pünktlich ankommen – was nicht immer so ganz einfach ist.

Ich rede gerne mit den Reisenden. Einige sind wirklich freundlich, dankbar, höflich. Kommt es zu Störungen, zeigen sich andere weniger zufrieden. Aber wenn man gut gelaunt mit ihnen redet, höflich und hilfsbereit bleibt, dann beruhigen sie sich auch wieder.

Manchmal müssen wir auch am Wochenende oder an Feiertagen arbeiten. Daher müssen wir sorgfältig und flexibel sein. Und auch der Rest der Familie muss mitspielen.

Eine kurze, aber intensive Ausbildung

“Es gilt, immer sein Bestes zu geben”

Wie wird man Zugbegleiter?

Ich habe meine Ausbildung bei der CFL gemacht. Sie dauert ungefähr sechs Monate, umfasst theoretische Kurse, aber auch konkrete Übungen während der Praktikumswochen im Zugbetrieb.

Das Lernpensum ist hoch. Dann begleitet man einen qualifizierten Zugbegleiter, der uns den Beruf und seine Besonderheiten näherbringt.

Nach diesen sechs Monaten absolviert man eine Prüfung über Themen zum belgischen, luxemburgischen, französischen und deutschen Streckennetz. Erst danach darf man allein auf die Strecke.

Die Ausbildung bei der CFL ist sehr umfangreich: Von Erster Hilfe über Selbstverteidigung, Qualität, Konfliktmanagement und Kundenzufriedenheit bis hin zum Thema Sicherheit – alle Aspekte des Tätigkeitsfeldes werden abgedeckt.

Ich habe auch eine Sprechausbildung erhalten, damit ich die Begrüßungsansagen oder Störungsmeldungen auf Luxemburgisch, Deutsch, Französisch und Englisch gut aussprechen kann. Das war übrigens sehr interessant: Man darf nicht zu schnell sprechen, man muss auf eine deutliche Aussprache achten und anschließend durch den Zug gehen und Reisende informieren, die die Ansage aus irgendeinem Grund nicht verstanden haben.

Ist dieser Beruf eine Berufung? Wenn nicht, was hat dich dazu gebracht, diesen Beruf auszuüben?

Ich war früher im Büro beschäftigt und ich hätte nie gedacht, dass der Beruf des Zugbegleiters so facettenreich ist. Ich bin gerne aktiv. Deshalb habe ich mich gefreut, in ein Unternehmen zu kommen, das einen Beitrag zu Nachhaltigkeit leistet.

Also offen gesagt: Ich bereue nichts an meiner Entscheidung! Aber man muss sich im ersten Jahr auch ein bisschen anstrengen, um die finale Anstellungsprüfung zu bestehen und sich seinen Platz bei der CFL zu sichern.

Welche Qualitäten braucht eine Zugbegleiterin?

Meiner Meinung nach muss man den Kunden gegenüber offen und empathisch sein und natürlich immer pünktlich sein.

Echte Teamarbeit

Arbeitest du im Team?

Während meiner Arbeitszeit arbeite ich hauptsächlich mit dem Lokführer und dem Stellwerk zusammen. Von dort aus wird der nationale Verkehr im luxemburgischen Netz gesteuert. Aber von dort kann auch bei Problemen eingegriffen werden. Wir erreichen unsere Kollegen über unser Diensttelefon.

Das erfordert eine gewisse Koordination, oder?

Auf alle Fälle! Sobald es ein Problem gibt, müssen die Kollegen im Stellwerk informiert werden. Wenn sie ihrerseits ein kleines Problem auf unserer Strecke entdecken, wird der Lokführer informiert, der dann wiederum uns auf den neuesten Stand bringt. Mit diesen Auskünften können wird dann die Ansagen im Zug machen, um unsere Kunden im Falle eines Halts auf offener Strecke zu informieren.

“Der Zug ist ohne mich abgefahren!”

An welches Ereignis erinnerst du dich heute noch?

Ich erinnere mich an meine erste Dienstwoche! Es gab Störungen auf den Strecken und die Leute waren etwas angespannt. Am Bahnhof Esch gab ich gerade das Signal zur Abfahrt, bemerkte aber dann, dass der Lokführer die Türen blockierte, die Türen dadurch nicht schlossen und die Leute weiter einstiegen.

Also stieg ich wieder raus auf den Bahnsteig. Ein Passagier mit seinem Fahrrad kam zu mir und fragte mich, in welches Abteil er müsse. Das Fahrradabteil befand sich allerdings im vorderen Teil des Zuges und er hatte Sorge, dass er nicht mehr rechtzeitig einsteigen könne. Ich versicherte ihm, dass man nicht ohne ihn fahren würde …Und plötzlich schlossen sich die Türen und der Zug fuhr los! (Sie lacht) Ich erinnere mich, dass ich dem Passagier sagte: „Ich glaube, jetzt haben wir beide unseren Zug verpasst.“

Ich hatte gerade meinen eigenen Zug verpasst! Zuerst war ich ein wenig verärgert: Das war schließlich meine erste Woche …Jetzt weiß ich, dass ich niemals auf den Bahnsteig gehen darf, wenn das grüne Licht der Tür leuchtet, ohne mich davon überzeugt zu haben, dass der Zug nicht fahren darf! (Sie lacht)

Zu guter Letzt, welchen Rat würdest du jemandem geben, der auch deinen Beruf ausüben möchte?

Behalte vor allem dein Ziel vor Augen. Die Ausbildung dauert nicht so lange, aber das ist ein wirklich wichtiges Jahr, in dem man viel lernt. Man muss sich ranhalten. Motivation ist alles. Einmal im Dienst ist es wichtig, dass man für die Kunden offen bleibt und seinen guten Willen zeigt. Man sollte immer eine positive Ausstrahlung zeigen.

Le métier vous intéresse, vous souhaitez en savoir plus ? Les CFL vous proposent d’aller plus loin.

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