
Der größte Wunsch von Zugreisenden ist, zur gewünschten Uhrzeit am Zielort einzutreffen. Bei der CFL ist Bob Experte für Pünktlichkeit. Die Herausforderung, Verspätungen möglichst gering zu halten, ist enorm. Bob berichtet mit Leidenschaft von seinem Alltag und den Challenges, die auf ihn warten.
Bob, du bist bei der CFL Experte für Pünktlichkeit. Worin besteht deine Aufgabe?
Ich bin Teil eines ganz neuen Teams bei der CFL. Wir kümmern uns um verschiedene Dinge, darunter tatsächlich auch um die Pünktlichkeit. Meine Stelle wurde vor zwei Jahren geschaffen und ich bin der erste Experte des Unternehmens in diesem Bereich. Bevor ich diese Aufgabe übernahm, war ich rund zehn Jahre im Bereich Dienstleistungen tätig, genauer gesagt, war ich für die Betreuung der Lokührer zuständig. Ich verfüge daher über gute Kenntnisse des Schienenverkehrs und vor allem bin ich mir der tatsächlichen Gegebenheiten auf der Strecke bewusst. Meine Vorgesetzte hat mich ermutigt, diese neue Stelle anzunehmen.

Wie sehen deine Arbeitstage aus?
Zur Verbesserung der Pünktlichkeit der Züge muss man zunächst verstehen, wo die Wurzel des Problems liegt. Ich arbeite mit vielen IT-Tools, mit denen ich Statistiken auswerten kann, die ich dann direkt geliefert bekomme. Ich kann also analysieren, wo es „klemmt“ und die Ursache hierfür verstehen lernen. Ein großer Teil meiner Arbeit besteht darin, mich vor Ort zu begeben, um mir anzuschauen, was dort geschieht.
“Dank der Digitalisierung habe ich in Nullkommanichts Zugang zu Tausenden von Zahlen.”
Wie kommt man zu diesem Beruf? Welche Ausbildung hast du absolviert?

Ich habe hierfür keine konkrete Ausbildung, weil es die einfach nicht gibt! Ich habe mir sehr viel durch „learning by doing“ (Lernen durch Praxis) beigebracht. Ich stehe mit anderen Kollegen in Kontakt, um zu sehen, wie jeder von uns arbeitet; wir vergleichen unsere Fortschritte …und haben so unser eigenes Arbeitssystem entwickelt.
Ich finde diesen Beruf einfach unglaublich interessant. Es gilt, immer wieder Arbeitsabläufe zu untersuchen oder neue Analysemethoden zu entdecken. Dank der Digitalisierung habe ich in Nullkommanichts Zugang zu Tausenden von Zahlen. Es ist dann an mir, sie zu analysieren.
Die CFL hat die Digitalisierung zu einem wichtigen Thema im Unternehmen gemacht. Ist dies nicht letztendlich der Grund für deinen Beruf?
Die CFL hat nicht erst auf die Digitalisierung gewartet, um sich um die Pünktlichkeit ihrer Züge zu kümmern. Aber es stimmt natürlich, dass die Leute, die früher für dieses Thema zuständig waren, nicht die Tools hatten, mit denen ich heute arbeite und die für eine enorme Reaktionsschnelligkeit sorgen. Damals war es schwierig, schnell eine gute Lösung zu finden. Heute dagegen kann ich dir mit zwei Klicks und Eingabe der Zugnummer die Entwicklung dieses Zuges in den beiden letzten Jahren zeigen – mit der Anzahl der Verspätungen bei der Ankunft, bei der Abfahrt usw. Okay, ich brauche trotzdem noch ein wenig Zeit, um die Zahlen, die ich erhalte, zu analysieren, denn es sind ja viele Daten zu verarbeiten und man muss wissen, welche wirklich interessant sind, und dann die richtigen Schlussfolgerungen ziehen.
Ich habe Elektrotechnik studiert, kenne mich also in diesem Bereich gut aus. Früher musste ich die Züge, die ich anhand der Daten analysiert habe, nacheinander ins System eingeben. Heute erhalte ich die Daten direkt und ich kann viel schneller arbeiten. Der Zeitgewinn ist nicht zu verachten!
In den letzten Monaten haben wir in Bezug auf Pünktlichkeit eine leichte Verbesserung festgestellt. Was am Thema Pünktlichkeit so kompliziert ist, das ist die Verzahnung. Wenn man die Fahrpläne bestimmter Zügen anpasst, verbessert das deren Situation, gleichzeitig werden aber andere blockiert. Das System ist komplex und Verbesserungen auf der einen Seite führen zu Verspätungen auf der anderen. Es ist sehr schwer, im gesamten System nur eine Änderung vorzunehmen.
Woher stammen die Zahlen, mit denen du arbeitest?
Das ist eine Software, die vor fünf oder sechs Jahren eingeführt wurde und über die wir diese Zahlen bekommen. Ausrüstungen, die an den Schienen montiert sind, zeigen uns an, wann auf diesem oder jenem Abschnitt ein Zug fährt, ob sich zwei Züge zu nahe kommen usw. Welche Ausrüstung, welche Uhrzeit, welche Geschwindigkeit …All das geht direkt in die Datenbank und unser Statistiker kann sie dann analysieren. Es gibt auch Codes, die für mich sehr nützlich sind. Wenn sich ein Zug aufgrund der Ausrüstung, aufgrund einer Störung oder wegen Dritter verspätet, dann gibt es verschiedene Codes. Ich erhalte auch diese Informationen, denn ohne sie ist es schwierig, die Analysen durchzuführen, und überprüfe immer die Richtigkeit dieser Codes, denn das kann Folgen haben.

Wenn ich den Code „Zug verspätet“ erhalte, heißt das, dass der Zug nach dem verspäteten ebenfalls verspätet sein wird. Das gibt einen Domino-Effekt, der zahlreiche unserer Fahrten beeinträchtigt. Ich versuche immer zu vermeiden, dass die Verspätung des einen Zuges keine Verspätung bei den anderen hervorruft.
Inwieweit hat dein Beruf konkret mit den Reisenden zu tun?
Das hat er auf alle Fälle und ich kann das mit Bestimmtheit sagen, denn ich bin nicht nur Experte für Pünktlichkeit, sondern ich fahre selbst jeden Tag mit dem Zug! (Er lacht) Ich kenne also die alltäglichen Probleme, die die Strecken unserer Kunden stören können. Man hört Kritiken aus erster Hand, das ist recht interessant! Dagegen würde ich niemals im Zug sagen, dass ich „Mister Pünktlichkeit“ bei der CFL bin. Ich erhalte schon reichlich Nachrichten von meinen Freunden, wenn es mal wieder zu Verspätungen kommt! (Er lacht)

Schicken sie dir Nachrichten, um dich über eine Verzögerung zu informieren oder eher um dich zu necken?
Spaß beiseite, manchmal ist es sehr praktisch, eine WhatsApp zu erhalten, die mich vor einer Verspätung auf einer Linie warnt. Das gehört mit zu meiner Aufgabenliste. In diesem Beruf kommt es darauf an, auch mal einen Schritt zurückzutreten, um den Überblick über alle Strecken zu behalten. Manchmal reicht es schon, mit jemandem vor Ort zu telefonieren, um die Lösung zu finden, manchmal muss ich mich aber auch dorthin begeben, um überhaupt mal eine Idee des Problems zu erhalten. Wenn man die dann einmal hat, kann man die digitalen Daten nutzen, um bessere Ergebnisse zu erzielen und ganz konkret nach Lösungen zu suchen.
“Unser Ziel: 92 % pünktliche Züge bis 2024.”
Arbeitest du im Team?
Das ist absolut wichtig. Ich kommuniziere regelmäßig mit sehr unterschiedlichen Teams und ich nehme an den Besprechungen der verschiedenen Abteilungen teil. Meine Arbeit ist bereichsübergreifend und erfordert unbedingt einen guten Kontakt und gute Kenntnisse der verschiedenen Sparten.
Ich spreche oft mit den Fahrdienstleitern, den Lokführern usw. Sie können meine Fragen zu Details über eine Linie oder einen Zug beantworten. Manchmal ist es aber auch anders herum: Die Fahrer rufen mich direkt an, wenn es ein Problem gibt, und ich analysiere es dann. Wenn es ein kleines Problem mit den Fahrplänen gibt, gehe ich direkt zu meinen Kollegen, die dafür zuständig sind, und versuche, mit ihnen die Situation zu verbessern. Wir sorgen gemeinsam dafür, dass sich zwei Züge nicht überschneiden, dass keiner der beiden eine Verspätung einfährt, dass der eine oder andere seine Abfahrt um eine Minute verschiebt. Man muss sich immer wieder anpassen. Vorschläge kommen nicht nur von mir, sondern auch von meinen Kollegen, wie man die Fahrpläne bei möglichen Konflikten ändern kann.
Die Verfahren müssen gründlich analysiert werden, ansonsten fängt alles wieder von vorne an. Man muss sich fragen, warum bestimmte Züge ständig Verspätung haben. Liegt es am Fahrplan? Welche Strecke macht Probleme? Wenn der erste Zug am Morgen Verspätung hat, wie kann man dann dafür sorgen, dass die folgenden Fahrten trotzdem pünktlich ankommen?

Hierzu gebe ich meine Meinung ab. Ich übergebe meine Diagnosen an die Vertreter vor Ort, an den Koordinationsausschuss Qualität. Wir halten Schulungen ab, um unseren Mitarbeitern unsere Aufgaben zu erläutern und ihnen vor allen Dingen zu erklären, dass wir da sind, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das muss man ihnen verdeutlichen.Und es ist nicht immer leicht, dass Leute, die hier schon seit zwanzig Jahren arbeiten, diese digitale Transformation von vorneherein akzeptieren. Daher ist eine gute Kommunikation sehr wichtig.
Zum Schluss noch die Frage: Wo siehst du deinen Beruf in zehn Jahren?
Wir haben zu allererst ein großes Ziel, nämlich bis 2024 eine Pünktlichkeit von 92 % zu erreichen. Aber es gibt auch andere Herausforderungen, die mich interessieren, beispielsweise die Verbesserung bestimmter Infrastrukturen oder auch die virtuelle Planungssimulation von Fahrplänen.
Diese besteht darin, mit einem Simulationssystem Tests mit Fahrplanentwürfen durchzuführen, ehe die Pläne dann tatsächlich umgesetzt werden. Die Analyse der Realität stützt sich zwangsläufig auf die Simulationen, aber das kann trotzdem nützlich und interessant sein, um zu sehen, welche Auswirkungen die getesteten Änderungen auf die Pünktlichkeit haben werden.
L’innovation est en marche aux CFL, faites partie du voyage : www.jobscfl.lu.
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