
Nur wenige Meter von den Bahngleisen in Bettemburg entfernt, im Herzen der Werkstatt S der CFL, stellt ein Team von Handwerksleuten ein entscheidendes Element des luxemburgischen Eisenbahnnetzes her: die Bahnschranken. Diese vertrauten, aber unauffälligen rot-weißen Schranken werden hier in Handarbeit einzeln gefertigt, in einer Atmosphäre, in der Präzision zum Alltag gehört. Dieser Ort ist viel mehr als eine Werkstatt. Es ist ein Knotenpunkt, an dem industrielle Strenge auf handwerkliche Vernunft trifft. Nichts ist hier standardisiert. Jede Bahnschranke ist für einen einzigartigen Zweck konzipiert – eine Kreuzung, eine Streckenführung, eine Sicherheitsanforderung. Und hinter jeder Schweißnaht und jedem Zuschnitt steckt die Erfahrung eines Schweißers und einer Schweißerin, die gleichermaßen präzise und versiert sind: Stéphanie und Vincent.
Ein vertrauenswürdiges Trio
Fränz leitet die Abteilung „Reparatur, Schulung und Tests“ und koordiniert 25 Techniker und Technikerinnen, die in drei Teams aufgeteilt sind. Das neueste Team ist für die Verbindung von Technik und Material in einer immer komplexer werdenden Eisenbahnlandschaft zuständig. Zwischen der Verwaltung von Ersatzteilen, der Analyse von Funktionsstörungen, der Überwachung der Technologie und der Logistik sorgt diese Einheit dafür, dass jeder Bahnübergang Tag und Nacht zuverlässig funktioniert. In der Praxis verkörpern Stéphanie und Vincent diese Schattenberufe, in denen Einfallsreichtum und technische Fähigkeiten in der Stille der Werkstätten ausgeübt werden. „Was mir hier gefällt, ist, dass jeder Tag anders ist. Man improvisiert viel, passt sich an. Und am Ende sieht man konkret, was man erreicht hat“, sagt Vincent, der an seiner Fräsmaschine sitzt. Stéphanie fügt mit einem Lächeln hinzu: „Es ist ein Beruf aus Leidenschaft. Und ich bin stolz darauf, eine der wenigen Frauen in diesem Beruf zu sein“.
„Was wir hier machen, ist keine Massenproduktion. Jede Schranke entspricht einem bestimmten Bedarf. Alles ist maßgefertigt und hat einen echten Nutzen.“ – Fränz

Von einer unbearbeiteten zu einer bruchreifen Latte
In einer Ecke der Werkstatt warten lange Aluminiumbarren auf ihre Verarbeitung. Sie werden in sechs Meter langen Profilen geliefert und je nach Breite der zu sichernden Fahrbahn auf Maß geschnitten – zwischen zwei und achteinhalb Metern. Dann folgt die Bearbeitung, das Fräsen der Rillen für die Bruchstücke und das Bohren der Befestigungspunkte. Dann kommt das Werkstück in die Hände von Stéphanie. Ihr TIG-Schweissgerät zeichnet gleichmäßige, präzise Nähte auf das launische Metall. „Aluminium ist sehr empfindlich. Man muss das Schweissgerät auf ein Zehntel Ampere einstellen. Wenn es zu heiß ist, reißt es, wenn es zu kalt ist, bricht es“, erklärt sie. Auch die Ästhetik zählt: Jede Schweißnaht muss sauber und solide sein. Ein Tag Arbeit ist nötig, um aus einem einfachen Profil einen Holm zu machen, der bereit ist, eine Kreuzung zu sichern.
„Aluminium ist sehr empfindlich. Wenn es zu heiß ist, reißt es, wenn es zu kalt ist, bricht es. Es ist Präzisionsarbeit, auf das Zehntel eines Ampere genau.“ – Stephanie


Die mechanische Sicherung, die Leben rettet
Zwischen dem Schrankenbaum und dem Schrankenantrieb befindet sich ein Schlüsselteil: das Bruchstück. Ein genau geformtes, perforiertes Rechteck, das so konstruiert ist, dass es bei einem Aufprall sofort nachgibt. „Es ist eine mechanische Sicherung. Wenn ein Auto auf dem Bahnübergang stecken bleibt, kann es die Schranke durchbrechen, ohne alles abzureißen. Lieber eine kaputte Schranke als ein Unglück“, betont Fränz. Der Querschnitt dieses Teils wird entsprechend der Länge des Schrankenbaums berechnet. Es besteht wie der Rest aus Aluminium und konzentriert die absichtliche Zerbrechlichkeit genau an der Stelle, an der es brechen soll. Seine Funktion, welche unter anderem bei der Ausbildung von Zugführern und Zugführerinnen gelehrt wird, ist für die Unfallprävention von grundlegender Bedeutung.


Notfälle, Lagerbestände und eine straffe Produktion
Derzeit gibt es bei der CFL noch 112 Bahnübergänge, von denen 89 technisch gesichert sind. Jedes der zehn Signalteams, die über das ganze Land verteilt sind, verfügt über einen Vorrat an Teilen, die vom Zentrallager just in time aufgefüllt werden. Sobald ein Schwellenwert erreicht ist oder sich ein Schaden ereignet, wird die Bestellung ausgelöst. Die Werkstatt in Bettemburg weiß damit umzugehen. „Wir sind es gewohnt, vorausschauend zu handeln, aber es kommt vor, dass eine Anfrage an einem Freitag um 15 Uhr für eine sieben Meter lange Schranke eingeht, die am Montag geliefert werden soll. Dank unseres Lagers und unserer Organisation können wir ohne Verzögerung reagieren“, erzählt Vincent. Diese logistische Flexibilität ist Teil ihrer Stärke. Noch nie musste ein Bahnübergang stillgelegt werden, weil kein Material verfügbar war.
„Wir antizipieren so viel wie möglich, aber wenn eine Last-Minute-Anfrage auf einen Freitagnachmittag fällt, können wir dank unseres Lagerbestands und unserer Flexibilität rechtzeitig reagieren.“ – Vincent


Nichts geht verloren
Beschädigte Aluminiumlatten werden nicht repariert, sondern vollständig ausgetauscht. Ihr sorgfältig sortiertes Material wird von einem Partnerunternehmen, das auf die Wiederverwertung von Metallen spezialisiert ist, zurückgewonnen. Alles wird zerschnitten, sortiert und wieder in eine Recyclingkette eingegliedert. „So schließt sich der Kreis“, fasst Stéphanie zusammen. Eine zugleich wirtschaftliche, ökologische und logistische Geste, die sich voll und ganz in das nachhaltige Engagement der CFL einfügt.
„Brich Sie. Sie ist dafür bestimmt.“
Wenn diese Barrieren zerbrechlich wirken, liegt das daran, dass sie so konstruiert sind, dass sie nachgeben können. In einem Notfall ist die Anweisung klar: „Durchfahren! Brechen Sie die Schranke durch und machen Sie den Weg frei. Eine Schranke kostet einige hundert Euro. Ein Leben ist unbezahlbar. Dennoch erschweren Ungeduld, Sorglosigkeit oder Vandalismus die Situation. „Wir haben Leute gesehen, die sich an die Schranken klammerten, sie schüttelten, bis sie verbogen waren“, bedauert Fränz. Andere überqueren die Gleise trotz der Ampeln. „Einmal, als wir ein Aufklärungsvideo drehten, schlichen sich Fußgänger vorbei – direkt hinter der sich schließenden Schranke.“ In diesem Zusammenhang zählt jedes Element. Vom ETCS-System bis zum Stellwerk, von der vorbeugenden Wartung bis zur Feinabstimmung der Lagerbestände – die Schranken sind die letzte Bastion zwischen einem 140 km/h schnellen Zug und einem möglichen Hindernis.
„Eine Schranke kostet einige hundert Euro. Ein Leben ist unbezahlbar.“ – Fränz


Know-how und Bildung: die Säulen von morgen
Unter den Funken verbergen sich wertvolle Fähigkeiten: Aluminiumschweißen, Lesen von 3D-Plänen, Materialfestigkeit, Bahnautomatisierung. Seltenes Know-how, das die CFL zur Geltung bringen will. „Es ist an der Zeit, den manuellen Berufen ihren Platz zurückzugeben und die Weiterbildung zu verstärken. Sie sind es, die für die Sicherheit sorgen“, plädiert Fränz. Stéphanie und Vincent sind der lebende Beweis dafür. Mit Engagement und Leidenschaft verkörpert ihr Duo ein hochtechnisiertes Handwerk. Wenn Sie also das nächste Mal an einem Bahnübergang warten, denken Sie an sie. Und wenn Ihr Fahrzeug einmal stecken bleibt … denken Sie daran: durchbrechen Sie die Schranke einfach. Die Schranke ist genau dafür da. Und eine neue, perfekt sitzende wird sie sofort ersetzen und ihre Funktion als Schutzschild erfüllen.
„Manuelle Berufe müssen wieder in den Vordergrund gerückt werden. Sie sind es, die die Sicherheit des Netzes garantieren.“ – Stéphanie
Hinter jeder Schranke steckt mehr als nur eine Sicherheitsvorrichtung: Es steckt Know-how, Wachsamkeit und eine menschliche Hand dahinter. Und wenn auch Sie sich an dieser für das Land so wichtigen Aufgabe beteiligen möchten, besuchen Sie jobscfl.lu.


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